Ich und Peking-Bridge
Aus der Leidenschaft für China und Deutschland ist
der Name Peking-Bridge entstanden, ein Symbol für
die Offenheit, das Vertrauen und das Glauben an
die gemeinsamen Erfolge!
HongHong Xu
Ich wurde in Peking geboren, lebe seit 1988 in Deutschland. Beruflich war ich über 20 Jahre als Führungskraft für den weltweit größten Chemiekonzern BASF in Deutschland wie auch in Asien tätig. Ich bin Diplom-Ingenieur von der technischen Universität Darmstadt, und absolvierte berufsbegleitend die Betriebswirtschaftslehre von der Universität Mannheim.
Als ein weltoffener Mensch siehe ich mich selbst sowohl im Geschäfts- als auch im privaten Umfeld stets als eine Kultur-Brücke, die China mit Europa verbindet. Bereits am Anfang meiner beruflichen Karriere konnte ich bei großangelegten Investitionsprojekten zwischen Deutschland und China mitwirken. Bei zahlreichen Meetings und Treffen von hochrangigen Delegationen aus der Wirtschaft und Politik gelang es mir immer wieder, durch das Geschick und die Feinfühligkeit das Vertrauen und die fruchtbaren Partnerschaften zwischen den beiden Ländern langfristig zu stärken.
Die Kombination aus Ingenieur- & Wirtschaftswissenschaft, interkulturellen Kompetenzen und sowohl breiten als auch tiefen Expertisen über verschiedene Industriesektoren hat meine Einzigartigkeit als strategische Beraterin für die deutsch-chinesische Zusammenarbeit vor allem in den Branchen wie Chemie, Automobil und Maschinenbau geprägt. Aus meinem Beruf wurde letztendlich meine Berufung. Mit der Gründung von Peking-Bridge im Jahr 2020 ist ein langersehnter Wunsch von mir in die Erfüllung gegangen, nämlich mein Wissen und meine Erfahrungen ausschließlich für den nachhaltigen Erfolg Ihres Unternhemens in/mit China einzusetzen.
Wir brauchen mehr Brückenbauer zwischen China und Deutschland
Mein Beitrag aus dem Sammelband „50 Stimmen. 50 Statements zu 50 Jahren diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und China“, ausgegeben unter der Leitung von Annette Schavan, die Co-Vorsitzende des Deutsch-Chinesischen Dialogforums in 2022/23
An einem Oktobertag im Jahr 1988 kam ich mit nur zwei Koffern in Frankfurt an. Bis dahin lebte ich in meiner Heimatstadt Beijing und war nirgendwo auf der Welt gewesen. Ich sprach außer Chinesisch ein wenig Englisch, aber kein Wort Deutsch. Auf der Autofahrt vom Flughafen nach Darmstadt, wo ich später studierte, war ich bereits von Deutschland beeindruckt. Die Straßen waren sauber, die Leute waren gut und elegant angezogen. Der Himmel war blau, die Luft war frisch. Nur es gab viel weniger Menschen auf der Straße. Ich war froh und dankbar dafür, hierherzukommen, um ein besseres Leben aufbauen zu können.
Kurz nach meinem Ingenieurstudium an der technischen Universität Darmstadt konnte ich am 01.01.1996 eine Stelle bei dem Chemieriesen BASF in Ludwigshafen antreten. Gerade war ich noch dabei, mich einzuarbeiten und an die neue Rolle als technische Einkäuferin zu gewöhnen, da wurde ich nur 5 Monate später eines Tages ins Büro meines damaligen Abteilungsleiters gerufen. Ich befürchtete schon, etwas Falsches gemacht zu haben. Aber nein, er brachte mich direkt zum Büro des Vorstandsvorsitzenden, damals Herr Dr. Strube. Ich bekam von ihm die Aufgabe, das Vorstandsteam und seine Führungsmannschaft bei dem ersten großen Investitionsprojekt von BASF in China zu unterstützen, und zwar als Dolmetscherin und Kulturberaterin. Mit Mitte 20 war ich noch schüchtern und unsicher. Ich war überwältigt, so eine Chance zu bekommen.
Durch die enge Zusammenarbeit mit Experten und Führungskräften aus Deutschland und China konnte ich vieles lernen und schnell an den neuen Aufgaben wachsen. Gleichzeitig gab mir diese besondere Tätigkeit die kostbare Gelegenheit, die rasante Entwicklung meiner Heimat aus der Ferne und oft auch aus der Nähe zu begleiten. Jedes Mal, wenn ich nach einer Weile wieder in China war, merkte ich die Veränderungen, zuerst in den großen Städten, dann im ganzen Land. Ich bin stolz auf mein Land und bewundere den Mut, die Energie und die Ausdauer der Menschen in China.
Mit der Zeit wurde mir immer bewusster, wie wichtig die Brückenfunktion zwischen verschiedenen Ländern und Kulturen ist. In den letzten 30-40 Jahren haben unzählige und vielfältige Kooperationen zwischen China und dem Rest der Welt stattgefunden. Die internationale Zusammenarbeit hat einen beachtlichen Beitrag zu Chinas Erfolg von heute geleistet. Das bedeutet zugleich, dass in dieser Zeit auch viele Brücken zwischen China und der restlichen Welt gebaut wurden. Ohne die Menschen, die diese wichtige und oft entscheidende Rolle ausgeübt haben, wären viele Projekte gescheitert oder gar nicht möglich gewesen. Ich bin deswegen stolz darauf und froh darüber, ein Teil von ihnen zu sein.
Seit 2016, mit der neuen Präsidentschaft von Donald Trump hat die Beziehung von China zu den westlichen Nationen einen Wendepunkt genommen. Vor allem seit dem Ausbruch der Pandemie im Jahr 2020 und der Einführung der Null-Covid-Politik in China leiden die wirtschaftliche Zusammenarbeit und die Partnerschaft zwischen China und dem Western stark. Die anhaltende Distanz und viele unglückliche Ereignisse in den letzten Jahren haben zu noch mehr Missverständnissen und gar zu Misstrauen geführt. Ich persönlich bin besorgt und würde gerne etwas Konkretes tun, um diesen Zustand zu ändern und zu verbessern.
Aus der außergewöhnlichen Aufgabe, die mir vor 26 Jahren gestellt wurde, ist in mir eine Berufung gewachsen. Ende 2019, nach 24 Jahren, entschied ich mich schweren Herzens, für die Selbständigkeit und dafür, mich von BASF zu trennen, um die Brückenfunktion zwischen China und Deutschland mit mehr Fokus ausüben zu können. Nach einer sehr schwierigen Anfangsphase inmitten der Pandemie bin ich heute umso mehr von meiner Entscheidung vor drei Jahren überzeugt. Mit viel Leidenschaft und Freude unterstütze ich die deutschen und chinesischen Unternehmen – vor allem aus der chemischen Industrie – bei ihrer Zusammenarbeit.
Anfang Dezember 2022 wurden die Corona-Reglungen in China gelockert. Die Null-Covid Politik ist damit beendet. Die Menschen können endlich wieder in ihre normalen Leben zurückkehren. Sofort sind die zentralen und lokalen Regierungen in China aktiv geworden, Auslandsreisen zu organisieren und Kontakte zu ihren Partnern außerhalb Chinas aufzunehmen. Bereits am 10. Dezember sind die ersten Delegationen aus der Provinz Jiangsu in Europa angekommen. China möchte die internationalen Wirtschaftsaktivitäten so schnell wie möglich reaktivieren, um die verlorenen drei Jahre in kürzester Zeit nachzuholen.
Leider ist das politische Umfeld in Europa China gegenüber noch sehr kritisch und oft negativ. Daher bin ich der Überzeugung, dass genau jetzt noch mehr Brückenbauer zwischen China und Deutschland benötigt werden. Zum Glück konnte ich seit Beginn meiner Selbständigkeit und während der Pandemie immer mehr solcher Brückenbauer aus der ganzen Welt – zuerst über die sozialen Medien und schließlich auch persönlich – kennenlernen. Unabhängig davon, aus welchem kulturellen und beruflichen Hintergrund wir kommen, fühlen wir uns aufgefordert, unsere Rolle und Aufgabe intensiver auszuüben.
Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, wie schwierig und zugleich auch unabdinglich es ist, die Verständnisse und das Vertrauen zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen aufzubauen. In meiner Heimat China lernte ich schon als kleines Kind, dass jeder von uns auf irgendeiner Art und Weise miteinander vernetzt ist, sogar wenn wir uns noch gar nicht kennen oder weit voneinander entfernt leben. Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass das stimmt. Es ist eine Gabe und eine wertvolle Ressource, die wir schätzen und behüten sollen. Die Welt ist durch das Internet und die neuen Technologien gefühlt immer kleiner geworden. Die enge Vernetzung wird in Zukunft noch stärker werden. Wir brauchen mehr Miteinander als Gegeneinander. Was wir brauchen, ist mehr Austausch, es ist nicht förderlich, mit dem Finger aufeinander zu zeigen.
Das Deutsch-Chinesische Dialogforum, das im Jahr 2005 durch die Initiative der Regierungen aus beiden Ländern etabliert wurde, stellt beispielsweise eine hervorragende Brücke zwischen China und Deutschland dar. Zur Feier des 50-jährigen Bestehens diplomatischer Beziehungen zwischen China und Deutschland fühle ich mich besonders geehrt und froh, einen kleinen Beitrag über mich und meine Gedanken leisten zu dürfen.
Aus meiner Wahlheimat Deutschland kenne ich den Spruch „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“. Auch in China gibt es ein ganz ähnliches Sprichwort, das lautet: „Auf jedem Berg gibt es einen Weg nach oben“. Durch meine langjährige Zusammenarbeit mit Menschen aus China und Deutschland erkenne und spüre ich von beiden Seiten immer wieder den starken Willen, Partnerschaften langfristig und fruchtbar zu gestalten. Ich bin der Meinung, dass sich Deutschland und China in vielerlei Hinsicht gegenseitig ergänzen können.
Ich wünsche mir, dass sich immer mehr Menschen als Brückenbauer betätigen werden, um gemeinsam und nachhaltig die Barrieren zwischen den Ländern ab- und Freundschaften aufzubauen!